Es ist nicht alles Gold was glänzt und nicht jeder der lächelt ist nett! Diese Erfahrung musste ich leider mit meiner ehemaligen Gastfamilie machen. (Ja, ihr habt richtig gelesen, meine ehemalige Gastfamilie.)
Nachdem ich am Montag, den 16.10. zehn Minuten nach dem ich Schluss hatte, das Haus verlassen habe, um eine Freundin zu treffen, ist meine Gastmutter ausgerastet. Sie meinte, dass ich nicht einfach, wenn ich Schluss habe, das Haus verlassen darf, sondern das erst mit ihr abklären müsse. Das hatte sie mir allerdings nie zuvor gesagt und ich habe mich dann entschuldigt und ich dachte, damit wäre die Sache erledigt.
Als ich dann abends wieder nach Hause kam, lag in der Küche mein Tagesablauf für den nächsten Tag mit der Anmerkung, dass ich abends für die Familie kochen soll, aber dann danach das Haus verlassen oder in mein Zimmer gehen soll, weil sie ein Familienessen haben wollten. Das fand ich natürlich gar nicht nett, denn zuvor hieß es immer, dass ich jederzeit willkommen sei.
Am nächsten Morgen kam meine Gastmutter dann in die Küche und fing sofort an mich anzuschreien. Ich hatte noch nicht mal die Chance ihr einen guten Morgen zu wünschen. Sie hat mir sofort vorgeworfen, dass ich mehr Probleme machen würde, als das ich helfe und, dass ich ihre Familie ausnutze. Ich durfte auch nichts zu meiner Verteidigung sagen, sie hat mich einfach ohne Pause angeschrien und mir Vorwürfe gemacht.
Wer mich kennt, weiß, dass ich mir so etwas nicht lange gefallen lasse. Also habe ich ihr gesagt, dass wenn sie mich weiterhin so behandelt, ich lieber wieder zurück nach Deutschland gehe, als dass ich noch länger hier bleibe. Daraufhin meinte meine Gastmutter dann nur, dass ich dann doch bitte sofort in mein Zimmer gehen soll, um meine Sachen  zusammenzupacken.
Kurz danach bekam ich einen Anruf von meiner Counselorin (eine Frau von meiner Organisation, die in Bethesda für mich zuständig war). Sie hat mich gefragt, was denn passiert sei, weil meine Gastmutter so sauer wäre und dass sie denkt, dass meine Gastmutter ins Rematch gehen möchte, was bedeutet, dass meine Gastfamilie sich ein neues Au Pair sucht und ich mir meine neue Gastfamilie. Das konnte ich mir zu dem Zeitpunkt aber noch gar nicht vorstellen, weil ich die 1,5 Monate davor super glücklich war und auch echt gut mit meiner Gastmutter zurecht kam.
Als dann aber meine Counselorin eine Stunde später vorbeikam und ich den hasserfüllten Gesichtsausdruck von meiner Gastmutter sah, war ich mir dann doch nicht mehr so sicher, ob das Rematch noch abzuwenden ist.
Ich habe mich zwar entschuldigt und habe mir alle Anschuldigungen von meiner Gastmutter angehört (wirklich es hat noch nie jemand so viel Böses zu mir gesagt), aber sie war der festen Überzeugung, dass das Rematch das Beste für alle sei.

Da ich bisher so glücklich mit der Familie war, wollte ich das nicht einfach so hinnehmen und habe mich abends hingesetzt um einen Brief an meine Gasteltern zu schreiben. In dem Brief habe ich mich für alles entschuldigt, was meine Gastmutter mir vorgeworfen hat. Sogar für die Sachen, die ich überhaupt nicht gemacht habe. (Ich habe sogar teilweise die Kinder gefragt, ob ich das vielleicht doch gemacht habe, weil ich angefangen habe an mir selbst zu zweifeln.) Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass es das gewesen sein sollte. Meine Gastmutter hatte mich ihren Freunden und Nachbarn als ihre Tochter vorgestellt. Wie konnte sie mich dann einfach, nach einem kleinen Fehler, vor die Tür setzten?

Auch mein Gastpapa, mit dem ich am nächsten Abend darüber gesprochen habe, fand die Entscheidung seiner Frau zu voreilig und meinte zu mir, dass er noch mal mit ihr sprechen wird, weil er mich gerne als Au Pair behalten würde. Allerdings hat das anscheinend nicht viel gebracht, ihr müsst wissen hier haben die Frauen die Hosen in der Beziehung an, denn fünf Tage späte kam mein Gastpapa zu mir und meinte, dass es ihm leid tue, aber dass er seine Frau nicht überzeugen konnte. Auch mit den Kindern hatte ich in der Zwischenzeit darüber gesprochen und sie haben mir alle drei gesagt, dass sie nicht wollen, dass ich gehen muss.

Am 30.10. war es dann aber doch so weit. Nachdem ich die letzten zwei Wochen noch für meine Gastfamilie gearbeitet hatte, musste das Haus meiner Gastfamilie verlassen. Da ich bis zu dem Zeitpunkt noch keine neue Gastfamilie finden konnte (es ist sehr schwierig als EduCare Au Pair eine neue Gastfamilie zu finden, da nicht so viele Familien das Programm nutzen), bin ich erst mal bei Freunden untergekommen.

Das war aber nicht das einzige Unglück was mir innerhalb des letzten Monats passiert ist.
Eine Woche bevor ich ins Rematch gekommen bin, wurde ich von der Polizei angehalten, weil die Ampel auf Rot gesprungen ist als ich mitten auf der Straße stand und ich dann natürlich weiter gefahren bin. Ihr müsst wissen, hier sind die Ampeln auf der gegenüberliegenden Straßenseite und wenn man bei Orange über die Ampel fährt, kann es passieren, dass sie, während man mitten auf der Straße ist, auf Rot springt. Das ist mir passiert und dann hat mir der Polizist vorgeworfen, ich sei bei Rot über die Ampel gefahren. ,,Zum Glück" war er dann so verwirrt von meinem internationalen Führerschein (er hatte keine Ahnung, was das ist), dass er mir dann keinen Strafzettel gegeben hat.
Zwei Tage nach diesem Dilemma bin ich dann beim rückwärts Einparken gegen ein anderes Auto gefahren. Der Schaden war aber zum Glück so gering, dass die Kratzer am Auto über Nacht vom Regen wieder weggespült wurden. :D
3,5 Wochen später, an meinem letzten Tag in Bethesda ist mir dann auch noch eine Biene in den Hals geflogen und musste natürlich auch gleich zustechen, sodass ich dann an meinem letzten Tag noch mal die Apotheke besuchen durfte.

Zum Glück kann man ja aber nicht nur einen Monat Pech haben!
An dem Tag, als mich meine Gastmutter ins Rematch gesteckt hat, standen abends gleich zwei meiner Au Pair Freundinnen mit Schokolade vor meiner Haustür.
Außerhalb meiner Arbeitszeiten habe ich mich meistens mit meinen Freundinnen getroffen. Wir haben viel unternommen und noch mal alles in Washington angeschaut, was ich bisher noch nicht gesehen hatte.
Zum Beispiel habe ich mit Theresa den Garten vom weißen Haus besichtigt. Das war sehr cool, denn man stand direkt vor dem weißen Haus! Außerdem konnte man sich den Gemüsegarten, den Michelle Obama angelegt hat, anschauen und man konnte die ganzen Bäume sehen, die die Präsidenten, die im weißen Haus gelebt haben, gepflanzt haben. Neben dem weißen Haus stand lustigerweise ein Fußballtor für Trumps Sohn und auf der anderen Seite vom Haus ein Rednerpult, wo man auch öfter mal den Präsidenten im Fernseher sehen kann.


An meinem letzten Wochenende in Bethesda (27.-29.10.) war ich mit meinen Freundinnen im Senandoah National Park in Virginia. Wir sind dort mit dem Auto hingefahren, weil wir uns einen Wanderweg mit Aussichtspunkt ausgesucht hatten, zu dem man aber noch durch den Park durchfahren musste. Die Fahrt hat insgesamt 6,5 Stunden gedauert (ich bin gefahren), aber es hat sich gelohnt!
Allein die Fahrt durch den Park war wunderschön, weil alle Bäume bunt gefärbt waren. Auch der Wanderweg war schön! Wir sind zu dem höchsten Punkt im Park gewandert und hatten von da aus einen sehr schönen Ausblick!
von links: ich, Christin, Katharina, Theresa und Theres



Nach der Wanderung und der langen Fahrt sind Christin, Theresa und ich noch auf das Kürbisfestival "The Glow" gefahren. (Meine Gastfamilie war das Wochenende über nicht da, deshalb konnte ich machen, was ich wollte.)





Es wurden sowohl einzelne Kürbisse, als auch ganze Figuren aus Kürbissen ausgestellt.






Es wahr schon sehr beeindruckend zu sehen, wie Mickey Mouse, Barack Obama, Schriftzüge, Dinosaurierskelette und vieles mehr aus Kürbissen geschnitzt wurde.




Die großen Kürbisse in der Mitte konnten sogar sprechen und dabei ihren Mund bewegen. :D






Das Kürbisfestival gab es natürlich nur aus einem Grund. Nämlich Halloween!
Das wird hier in den USA ungefähr so groß gefeiert wie bei uns Weihnachten. Während man in Deutschland ja ab September Weihnachtsnaschi und Deko kaufen kann, gibt es hier in den USA erst mal Halloweendeko. Es gibt sogar extra Halloween Läden. Die Leute hier dekorieren ihre Häuser so ungefähr drei Wochen vor Halloween und die Kinder reden pausenlos über ihre Kostüme. Auch welches Naschi gekauft werden soll war bei meiner alten Gastfamilie ein großes Thema.

Wer aufmerksam gelesen hat, wird an dieser Stelle wahrscheinlich feststellen, dass ich einen Tag vor Halloween meine ehemalige Gastfamilie verlassen musste. Da ich aber von Montag bis Mittwoch bei Theresa wohnen durfte und ihr jüngstes Gastkind auf die gleiche Schule wie mein jüngstes Gastkind geht, sind wir am Vormittag von Halloween zu einer Halloween Parade gefahren, wo die Kinder ihre Kostüme präsentiert haben. Dort habe auch ich meinen jüngsten wieder gesehen, worüber ich mich sehr gefreut habe und er sich, zumindest seinem Lächeln nach zu urteilen, auch. :)

Nachdem das Naschi von Theresas Gastfamilie innerhalb von einer halben Stunde leer war (es waren drei große Schüsseln), sind Theresa und ich einbisschen durch die Nachbarschaft gelaufen, um einfach mal zu schauen, wie alles abläuft.
Ihre Gastmutter hatte uns den Tipp gegeben, mal zwei Straßen weiter vorbeizuschauen. Dort sollte es ein Haus geben, das so aufwendig dekoriert ist, dass selbst die Nachbarn jedes Jahr 100$ für Naschi ausgeben.
Um welche Straße es sich handeln sollte, konnten wir schon von weitem erahnen, da Lichteffekte zu sehen waren und man die Musik hörte. Die Straße selbst war nur noch für Fußgänger erreichbar. Für Autos war die Straße gesperrt. Warum wussten wir dann auch kurze Zeit später. Das unscheinbarste und kleinste Haus in der Straße hatte eine riesige Bühne mit 2 DJs und jeder Menge Deko aufgebaut. Die Straße war voll mit Menschen, die sowohl auf als auch vor der Bühne standen. Überall wuselten Kinder mit ihren Süßigkeiten rum. Theresa und ich kamen uns vor wie auf einer Party, nur dass wir einfach nur zwei Straßen weiter gegangen waren.
Ein weiteres Highlight was es hier in Amerika zu Halloween gibt, sind die sogenannten ,,haunted houses". Da bauen Leute eine Art Geisterbahn, durch die man durchlaufen kann, in oder vor ihren Häusern auf. Natürlich haben wir auch eins besucht. :D

Halloween war aber nicht nur besonders für mich, weil ich es das erste Mal in den USA gefeiert habe, sondern auch, weil ich an dem Tag mit meiner neuen Gastfamilie gematcht habe.
Meine neue Gastmutter hatte mich bereits am Wochenende angeschrieben und mich gefragt, ob ich Interesse daran hätte ein Skype Gespräch mit ihr zu führen. Montag haben wir dann zwei Mal geskypt und Dienstag noch einmal. Bei dem Gespräch am Dienstag hat sie mich dann gefragt, ob ich ihr neues Au Pair werden möchte.
Die Familie hat vier Kinder, von denen drei allerdings auf ein Internat gehen und nur am Wochenende Zuhause sind. Der Jüngste ist auch schon 13, aber wir haben sehr viele Gemeinsamkeiten, weshalb ich das Gefühl hatte, das könnte passen. Denn eigentlich wollte ich nicht noch mal ältere Kinder, weil mein voriger 13 jähriger ja nicht so begeistert war, ein Au Pair zu haben.

Ich hatte auch noch eine Anfrage von einer Gastfamilie mit einem sechs jährigen Mädchen, was vom Alter her super gewesen wäre, aber es gab einfach ein paar Sachen, die mir bei der Familie nicht gefallen haben. Zum Beispiel hätte ich kein Schweinefleisch in ihrem Haus zubereiten dürfen.
Nachdem ich von Mittwoch bis Freitag noch bei Theres und ihrer Gastfamilie gewohnt habe, bin ich dann Freitag wieder in den Zug gestiegen, mit dem ich vor zwei Monaten, nach den Orientation Days, in Washington angekommen war.
In Stamford/New York angekommen wurde ich von meiner neuen Gastmutter abgeholt.

Natürlich war es nicht leicht für mich meine Freundinnen und meine Gastfamilie (zumindest meine Gastkinder und meinen Gastpapa) zu verlassen, und noch einmal kompelett neu anzufangen. Ich hatte mich gerade eingelebt, fürs College angemeldet, ich wusste, wie ich wo hinkomme, wann ich welche Spur beim Autofahren nehmen muss, um nicht falsch abzubiegen, was meine Gastkinder gerne mögen und wie ich die Hunde dazu bekomme sich besser zu benehmen.
Aber ich hatte keine andere Chance! Inzwischen bin ich mir auch ziemlich sicher, dass meine ehemalige Gastmutter so böse zu mir war, weil sie neidisch und eifersüchtig auf mich war. Immerhin war ich das Erste Au Pair und sie somit zum ersten Mal nicht mehr die einzige weibliche Person im Haus.

Seit einer Woche lebe ich jetzt also in Rye, das ist 40 Minuten von New York entfernt und eine Meile vom Stand.
Am Sonntag, bei einem Familiendinner in Massachusetts, habe ich dann auch die Geschwister von meinem Gastkind kennengelernt. Er hat zwei Schwestern (14 und 16) und einen Bruder (18). Da seine Geschwister teilweise fast genauso alt sind wie ich, habe ich jetzt Gastkinder und Gastgeschwister, was ich sehr cool finde. Außerdem hat meine Gastfamilie noch einen kleinen Hund, der sogar recht gut erzogen ist.

Heute veranstaltet meine Gastmutter eine Pizzaparty für mich, damit ich die Au Pairs hier aus der Umgebung kennenlernen kann. Ich finde das eine total süße Idee von ihr und freue mich schon ganz doll!!






















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